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Eigenverbrauch von Solarstrom wird immer interessanter

Sehr geehrter Herr Hahn, die Solarkürzung wird mit dem Argument gerechtfertigt, dass die Modulpreise am Weltmarkt sinken und auch die Effizienz der Module steigt. Die Rentabilität einer Investition in eine Photovoltaik-Anlage bliebe dann trotz Solarkürzung ähnlich lohnend.

Trifft diese Entwicklung auf alle Solarzellen produzierenden Länder zu oder gibt es dort Unterschiede? Ist Deutschland Technologieführer und China Kostenführer? Auf welches Herstellerland sollten zukünftige Photovoltaik-Kunden setzen?

Norbert Hahn: Die isolierte Betrachtung der Modulpreise führt nicht in die richtige Richtung, weil Modulpreise einerseits höchstens die Hälfte des Systempreises ausmachen und andererseits auch nicht in der EU produzierte Module einen EU-Wertschöpfungsanteil haben können.

Sicher haben wir zuletzt einen überraschenden Preisverfall bei Modulen erlebt. Aber ein Gesetz zu machen, dass darauf baut, dass sich dieser Trend ungebremst fortsetzt, scheint mir nicht solide zu sein. Es gibt ja auch die Möglichkeit, dass die Preise in den nächsten Monaten eben nicht in dem Maße fallen, wie sie das in den letzten Monaten getan haben.

Die Trennung hier deutsche Technologieführerschaft und dort asiatische Preisführerschaft würde ich in dieser Ausschließlichkeit nicht machen. Einerseits verringert sich der Preisabstand und andererseits gleichen sich die Qualitätsstandards an. PV-Kunden sollten daher auf das Komplettpaket und den Service achten, den ihnen der Installateur anbietet. Schließlich ist er ihre Schnittstelle, sollten Fragen oder Probleme mit der Anlage auftreten.

Auch der Eigenverbrauch wird 2012 nicht mehr vergütet. Die Kosten pro Kilowattstunde des selbst erzeugten Stroms konkurrieren so direkt mit dem Strompreis des Energieversorgers.

Lohnt sich der Eigenverbrauch jetzt immer noch oder sollten künftige Anlagenbetreiber wieder voll auf die Netzeinspeisung setzen?

Norbert Hahn: Es ist genau umgekehrt: Der Eigenverbrauch wird immer interessanter. Mit der Änderung des Erneuerbare-Energien-Gesetzes werden nur noch 80 Prozent des im Privathaushalt erzeugten Stroms vergütet. Daher empfiehlt es sich auf jeden Fall, die nicht vergüteten 20 Prozent so weit wie möglich selbst zu verbrauchen. Aber auch darüber hinaus lohnt es sich durchaus den eigenen Bedarf mit dem erzeugten Strom zu decken, denn im Durchschnitt kostet eine Kilowattstunde Strom heute schon über 23 Cent. Je höher der Strompreis, desto lohnender der Eigenverbrauch.

Sehr geehrter Herr Hahn, die IBC Solar AG hat zusammen mit über 650 Fachpartnern bereits mehr als 120.000 Photovoltaik-Kunden in Neu- und Altbauten betreut. Gerade im Zuge der Neubauplanung lässt sich eine Photovoltaik-Anlage noch stärker in das Haustechnikkonzept einbinden.

Welche Anlagen-Konzepte würden Sie unter den aktuell gültigen Förderbedingungen einer jungen Familie raten, die gerade einen energieeffizienten Neubau plant? Gibt es hier ideale Systemkombinationen, um sich langfristig und kostengünstig mit Energie selbst zu versorgen?

Norbert Hahn: Gerade im Hinblick darauf, dass Familien künftig nur noch für 80 Prozent des erzeugten Stroms eine Vergütung erhalten, raten wir zu einer Kombination aus Solaranlage, Batteriespeicher und einer intelligenten Steuerung. Tagsüber erzeugt die Solaranlage viel Strom, oft ist zu der Zeit aber niemand zu Hause. Daher wird zuerst der Batteriespeicher, zum Beispiel der IBC SoleStore, aufgeladen. Ist er voll, wird der Strom entweder ins Netz eingespeist oder dazu genutzt, die Waschmaschine oder Spülmaschine zu versorgen. Die intelligente Steuerung macht das möglich. Anhand von Wetterdaten und den aktuellen Werten der Solaranlage errechnet sie, ob die Energie ausreicht und schaltet die Geräte automatisch zu. So können Haushalte den erzeugten Strom größtenteils selbst nutzen und sich von der Stromversorgung und den steigenden Strompreisen ein Stück weit unabhängig machen.

Vielen Dank für das Gespräch.

Bild: © Norbert Hahn | IBC Solar AG

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