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Interview zur Pelletpreis Entwicklung – Teil 1: Die aktuelle Marktlage

Heizungsfinder: Derzeit kostet eine Tonne Holzpellets zwischen 220 und 230 Euro. Wie setzt sich dieser Preis genau zusammen?

Kilburg: Den größten Teil der Kosten macht die Produktion aus. Pro Tonne fallen rund 150 Euro für den Rohstoff, das Trocknen, Zerkleinern und Pressen an. Zwischen 50 und 70 Prozent macht hierbei rein der Preis für das Restholz aus. Beim Pressen wird noch ein gewisser Teil an Hilfsenergie gebraucht, um die Holzspäne in die Form zu bringen. Der Rest sind Logistik und Gewinnmargen.

Heizungsfinder: Aber wie kann es sein, dass es in Deutschland regionale Preisunterschiede gibt? In Norddeutschland sind Pellets im Schnitt zehn Euro teurer als im Süden.

Kilburg: Zunächst steht ein Großteil der Pelletwerke in Österreich, Bayern und Baden-Württemberg. Hier ist der Wettbewerb unter den einzelnen Herstellern größer, wirkt sich in der Summe interessanterweise jedoch nicht so stark auf die Preisgestaltung aus. Auch die Transportkosten in die nördlichen Bundesländer geben nicht den Ausschlag für die Preisentwicklung der letzten Jahre.

Ursache für die regionalen Unterschiede ist die Verbreitung von Pelletheizungen in Deutschland. Aktuell heizen rund 125.000 Haushalte mit einer Pelletheizung. Auf die 16 Bundesländer gerechnet steht heute jede zweite Anlage in Bayern oder Baden-Württemberg. Nord- und Ostdeutschland hängen hier noch stark hinterher.

Aus Verbrauchersicht bedeutet das, dass Pellethändler in Süddeutschland ein viel engmaschigeres Vertriebsnetz nutzen können als ihre Kollegen in Schleswig-Holstein oder Hamburg. Der Pellet Händler in Norddeutschland hat schlichtweg weniger Kunden in seinem Einzugsbereich, was die Einzellieferung aufgrund der geringeren Nachfrage verteuert.

Heizungsfinder: Das heißt, für den Preis einer Tonne Pellets ist weniger die Marke entscheidend als das Vertriebsnetz des Händlers?

Kilburg: Sie müssen sich vorstellen, in einem Tankwagen, mit dem Pellets ausgeliefert werden, passen um die 20 Tonnen. Der Jahresverbrauch einer vierköpfigen Familie liegt bei rund vier Tonnen. Mit einer Tour kann ein Pellethändler also rund fünf Haushalte beliefern. Da im Süden die Kundendichte weitaus höher ist als im Norden, kann der Pellethändler mit kurzen Wegen viele Abnehmer bedienen.

Im Norden muss der gleiche Händler viel weitere Wege zum Verbraucher zurücklegen. Unter Umständen kann er auf einer Tour nicht genügend Haushalte anfahren und ist gezwungen, Einzellieferungen zu machen. Das verteuert letzen Endes den Abnahmepreis. Zum Vergleich liegt laut unseren Berechnungen der aktuelle Preis pro Tonne im Juli bei einer Liefermenge von 20 Tonnen rund 40 Euro unter dem Preis einer Lieferung von 2 Tonnen.

Unser Tipp für Verbraucher ist deshalb, die verschiedenen Pellethändler in der Region oder Fachbetriebe für Pellet­heizungen zu vergleichen. Ein Unternehmen hat sich eventuell schon besser etabliert, bedient mehr Kunden in der Region und kann dadurch bessere Konditionen anbieten.

Heizungsfinder: Als Argument für Pelletheizungen wird noch immer der stabile Preis für den Brennstoff bemüht. Im Schnitt sind Pelletspreise in den letzen fünf Jahren pro Tonne jedoch um rund 50€ gestiegen. Das ist eine Preissteigerung von fast 25 Prozent!

Kilburg: Die grundsätzliche Überlegung bei einer Renovierung oder einem Hausneubau ist doch, Heizkosten einzusparen. Für die Wirtschaftlichkeitsberechnung einer Pelletheizung spielt deshalb weniger die Konstanz des Brennstoffpreises eine Rolle, als die Einsparung gegenüber Gas und Öl.

Heizungsfinder: Aber ist dieser Preistrend weiter anzunehmen?

Kilburg: Für die Zukunftsfähigkeit der Pellettechnik ist nicht entscheidend, dass der Pelletspreis auf einem niedrigen Niveau „verharrt“. Der Abstand zum Gas- und Ölpreis muss relativ konstant bleiben. Das heißt, eine weitere Preissteigerung von Gas, Öl und Pellets bleibt so lange ohne Auswirkung, wie sich die Differenz konstant mit entwickelt. Für eine genau Aussage beobachten wir bereits seit 2002 die Entwicklung.

Hier ist zu erkennen, dass der Pelletspreis von 2002 bis 2009 von anfänglich 38 Euro pro Megawattstunde auf rund 46 Euro gestiegen ist. Diese Preissteigerung von rund 22 Prozent im Jahresmittel fällt wesentlich geringer aus als bei Gas und Öl. Für Heizöl mussten Verbraucher Ende 2009 rund 50 Prozent mehr ausgeben als noch vor acht Jahren. Erdgas hat sich im gleichen Zeitraum um rund 58 Prozent verteuert.

Heizungsfinder: Zum Jahresende 2006 hat der Markt sehr sensibel reagiert und die Preise für Pellets sind binnen kurzer Zeit in die Höhe geschnellt. Müssen Verbraucher in Zukunft weiterhin mit diesem Auf und Ab beim Pelletpreis rechnen?

Kilburg: Ende 2006 haben sich der Pelletpreis und der Heizölpreis getroffen. Die Märkte waren zu dieser Zeit verunsichert, weil die Preisentwicklung entgegengesetzt verlief. Pellets waren seit über zwei Jahren auf einmal wieder genau so teuer wie Heizöl. Den beschriebenen Preisabstand, der wichtig ist für die weitere Entwicklung, gab es faktisch nicht. Anfang 2009 gab es noch einmal eine vergleichbare Entwicklung. Diese hat aber für weitaus weniger Aufsehen gesorgt.

Positiv könnte man diese Entwicklung deuten, dass der Markt funktioniert hat und der Pelletpreis nicht an den Heizölpreis gekoppelt ist. Ursache war jedoch, dass die Pelletproduktion der Entwicklung am Heizungsmarkt nicht hinterher kam. 2006 wurden laut Deutschem Pelletinstitut rund 26.000 neue Pelletheizungen in Deutschland gebaut. Im Vergleich zu den Vorjahren war dies ein Rekordzuwachs, so dass es zu Beginn der Heizsaison Engpässe bei der Lieferung gab. Die Lagerbestände waren schlicht zu klein und die Produktion konnte gerade den Bedarf decken. Heute hat man daraus gelernt und größere Lager gebaut, um diese knappheitsbedingte Preissteigerung auszuschließen.

Lesen Sie im zweiten Teil des Interviews, ob Deutschland langfrisitig die Versorgung mit heimischen Holz decken kann, wie sich Holzimporte auf die Co2 Bilanz auswirken und welche Tipps der Fachmann für den Pelletkauf gibt.

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