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Interview: Effizienz einer Wärmepumpe – Teil 2: Systeme und Fachbetriebe finden

Heizungsfinder: Vielen Verbrauchern fällt es schwer, angesichts der drei Wärmepumpen-Typen eine Entscheidung zu treffen, welches System das richtige ist. Welche Herangehensweise führt bei dieser Frage zum Ziel?

Bundesverband: Die Herangehensweise an diese Frage ist weniger kompliziert als gedacht. Über das Ausschlussverfahren kommen Verbraucher in der Regel zu einer ersten Entscheidung. Schauen Sie sich zunächst die Gegebenheiten vor Ort an: die Größe Ihres Grundstücks, die Zufahrtswege und bringen Sie bei Wärmepumpen-Fachbetrieben oder geologischen Ämtern in Erfahrung, wie der Untergrund und das Grundwasser beschaffen sind. In der Regel bleiben dann meist eine günstige Lösung – die Luft Wärmepumpe – und eine kostenintensivere Lösung – eine erdgekoppelte Wärmepumpe – übrig.

Darstellung: KELAG-Kärntner Elektrizitäts-Aktiengesellschaft

Die Entscheidung für das richtige System hängt dann davon ab, welcher Investitionstyp man ist und wie viel Geld ausgegeben werden soll. Für etwas höhere Anschaffungskosten bekommen Sie eine erdgekoppelte Wärmepumpe, die in der Praxis eine höhere Jahresarbeitszahl erreicht und langfristig effizienter ist. Für etwas weniger Geld ist die Luft-Wasser-Wärmepumpe erhältlich, die leichter zu installieren ist, aber in der Regel eine etwas geringere Jahresarbeitszahl erreicht.

Heizungsfinder: Wenn die Effizienz einer Wärmepumpe maßgeblich vom beratenden Fachbetrieb abhängt: welche Orientierung gibt es für Verbraucher, qualifizierte Fachbetriebe zu finden?

Bundesverband: Für Fachbetriebe, Bohrunternehmen und Wärmepumpen-Hersteller in Deutschland gibt es jeweils eine zentrale Zertifizierung. An dieser können sich Verbraucher orientieren, um ausgebildetes Fachpersonal und qualitativ hochwertige Geräte zu finden.

Gütesiegel für Wärmepumpen Installateure, Hersteller und Bohrunternehmen

Bei Wärmepumpeninstallateuren sollten Verbraucher auf die EUCERT Zertifizierung achten. Dies ist ein Ausbildungsprogramm, das wir als Bundesverband in Zusammenarbeit mit dem Europäischen Wärmepumpenverband EHPA etabliert haben. Fachleute, die diese Schulung erfolgreich absolviert haben, sind als „EU zertifizierte Wärmepumpeninstallateure“ ausgewiesen. Auf der Internetseite des Bundesverbandes ist eine Auflistung aller zertifizierten Wärmepumpeninstallateure zu finden.

Auch für Bohrunternehmen gibt es eine gesonderte Zertifizierung, die in der Regel auch nach den Bestimmungen in den Bundesländern Pflicht für die Errichtung von Erdwärme-Sonden ist. Dies ist die „W120 Zertifizierung“ des Vereins für Gas- und Wasserfach DVGW. Sie orientiert sich an europaweit einheitlichen Standards für die Installation von Erdwärmesonden.

Bei Herstellern von Wärmepumpen können sich Verbraucher ebenfalls am Europäischen Wärmepumpenverband orientieren. Das „EHPA Wärmepumpen-Gütesiegel“ legt Qualitätsrichtlinien für die Technik, Planung und den Service des Gerätes fest. So wird unter anderem sichergestellt, dass 10 Jahre nach dem Kauf der Wärmepumpe noch Ersatzteile verfügbar sind und der Kundendienst binnen 24 Stunden vor Ort ist. Auf der Internetseite des Bundesverbandes finden Verbraucher ebenfalls eine Liste mit allen derzeit zertifizierten Wärmepumpen Systemen.

Zusätzlich zu diesen drei Gütesiegeln empfiehlt der Bundesverband Wärmepumpe immer auch, mehrere Angebote von Wärmepumpen Fachbetrieben einzuholen und Preise zu vergleichen.

Heizungsfinder: Fehlerquellen beim Gerät oder Einbau können jedoch nicht immer ausgeschlossen werden. Welche technischen Komponenten können die Effizienz einer Wärmepumpe im Nachhinein noch beeinflussen.

Bundesverband: Das Fraunhofer-Institut für solare Energiesysteme ISE ist bei dieser Frage zu einem interessanten Ergebnis gekommen. Über einen Zeitraum von vier Jahren wurden von 2006 bis 2010 insgesamt über 100 Sole/Wasser- und Luft/Wasser-Wärmepumpen in Neu- und Bestandsbauten in Deutschland untersucht. Als einen zentralen Effizienzfaktor von Wärmepumpen hat die Untersuchung ergeben, dass einfache und robuste Anlagen in der Regel die höchste Effizienz erzielen.

Das heißt, je weniger komplex das technische Gesamtsystem ist, desto mehr Fehlerquellen und potenzielle Effizienzverluste können im Vorfeld ausgeschlossen werden. Dies sollten Verbraucher bei der Beratung durch den Fachbetrieb berücksichtigen. Technische Fehlerquellen, die die Effizienz der Anlage maßgeblich beeinflussen, sind zum Beispiel ungedämmte Rohrleitungen, nicht gereinigte Filter, undichte Ventile und ineffiziente Umwälzpumpen.

System einer Sole/Wasser/Wärmepumpe; Darstellung: Agentur für erneuerbare Energien

Auch der elektrische Heizstab wird an dieser Stelle oft angeführt, die Energieeffizienz der Wärmepumpe zu verschlechtern. Dies ist ebenso ein Irrtum wie die vermeintlich unbedingt notwendige Fußbodenheizung. Der Feldtest des Fraunhofer-Instituts hat gezeigt, dass die elektrische Zusatzheizung im Durchschnitt nur 2 bis 4 Prozent des gesamten Stromverbrauchs der Wärmepumpe ausmacht.

Neben diesen technischen Parametern hat am Ende jedoch der beratende Fachbetrieb den größten Einfluss darauf, wie effizient die Wärmepumpe in der Praxis arbeitet. Die Wärmequelle und das Wärmeverteilsystem muss exakt auf die örtlichen Gegebenheiten und die Heizgewohnheiten angepasst werden. Ist die Anlage in Betrieb, trägt zu einem großen Teil auch die Systemeinstellung und der hydraulische Abgleich dazu bei, wie effizient die Wärmepumpe läuft.

Heizungsfinder: Der Feldtest ist auch zu einem weiteren interessanten Ergebnis gekommen. Im Bestandsbau erreichte eine Sole-Wasser-Wärmepumpe im Durchschnitt eine Jahresarbeitszahl von 3,3 – eine Luft-Wasser Wärmepumpe 2,6. Für eine BAFA Förderung sind jedoch Arbeitszahlen von 4,3 bzw. 3,7  gefordert. Ist die Förderung für eine Wärmepumpe in der Praxis dann überhaupt zu bekommen?

Bundesverband: Ja! Für die BAFA Förderung ist nämlich nicht die gemessene, sondern die nach der entsprechenden VDI-Norm errechnete Jahresarbeitszahl des Fachbetriebs ausschlaggebend. Diese ist in der Fachunternehmererklärung ersichtlich, die für die Förderung mit eingereicht werden muss. Bei der Berechnung geht der Fachbetrieb von Normbedingungen aus, auf die sich auch die Konditionen des BAFA beziehen. Abweichungen in der Praxis, wie sie auch der Feldtest gezeigt hat, können vorkommen. Die Förderung muss deshalb nicht zurückgezahlt werden, wenn der Praxiswert vom errechneten Wert abweicht – vorausgesetzt, der Fachbetrieb hat richtig gerechnet.

Heizungsfinder: Vielen Dank für das Gespräch.

Lesen Sie hier noch einmal den ersten Teil des Interviews zur Effizienz einer Wärmepumpe.

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