Wohnen

Pflanzen als natürliche Luftreiniger nutzen

viele Zimmerpflanzen als Wohnraumgestaltung Wie gut eignen sich Pflanzen als natürliche Alternative zu Luftreinigern – im Home-Office und zu Zeiten Coronas eine entscheidende Frage. | Foto © DimaBerlin, Adobe Stock

Einige Pflanzen sind dazu imstande, Schadstoffe wie Formaldehyd, Benzol oder Trichlorethylen aus der Luft aufzunehmen. Dies bewiesen Wissenschaftler der NASA unter gewissen Bedingungen bereits 1989. Dienen Zimmerpflanzen demnach als grüne Alternative zu herkömmlichen Luftreinigern? Nicht nur zu Pandemiezeiten im Home-Office wäre dies ein verlockender Gedanke.

Raumluftqualität wirkt sich auf die Gesundheit aus

In den Neunzigerjahren des letzten Jahrhunderts erkannten Wissenschaftler der NASA, dass Pflanzen die Luft in geschlossenen Kammern positiv beeinflussten. Im Rahmen ihrer Studie bewiesen sie, dass bestimmte Arten die Luft unter gewissen Voraussetzungen signifikant verbesserten und von Schadstoffen befreiten. Dies betraf in erster Linie die Stoffe Benzol, Trichlorethylen sowie Formaldehyd.  

Auf welchem Wege gelangen Schadstoffe überhaupt in die Atemluft? Egal, ob Böden, Wände oder Möbel und anderes Inventar: Viele Gegenstände im Haushalt geben permanent Stoffe an die Umgebung ab. Lacke sowie chemische Zusatzstoffe in den Materialien sind in den meisten Fällen die Ursache. Aber auch durch Verdunstung beim Kochen, Zigarettenrauch, synthetische Reinigungsmittel oder über die Ausatmung gelangen schädliche Gase in die Luft. VOC (Volatile Organic Compounds) sind flüchtige organische Verbindungen, die in der Atemluft auftreten. Bei einer hohen Konzentration wirken sie sich negativ auf die Gesundheit aus. 

Bewohner, die über einen langen Zeitraum zu trockene sowie mit VOC angereicherte Luft einatmen, leiden mitunter an Symptomen wie Unwohlsein, Unkonzentriertheit und Kopfschmerzen. Die sogenannte Gebäudekrankheit (Sick-Building-Syndrome) hat nicht selten gesundheitliche Folgen. Denn neben Abgeschlagenheit können durch eine schlechte Luftqualität auf Dauer chronische Erkrankungen wie Asthma oder Allergien auftreten. 

Eignen sich Zimmerpflanzen als natürliche Luftfilter?

Dass Pflanzen zum Wachsen Licht und Kohlenstoffdioxid benötigen, wissen viele noch aus dem Biologieunterricht. Neben der Photosynthese vermögen Pflanzen jedoch noch mehr: Einige Pflanzenarten besitzen die Eigenschaft, Schadstoffe aus der Luft aufzunehmen und in für sie nützliche Stoffe umzuwandeln. So absorbieren etwa Grünlilie, Efeutute und Birkenfeige Formaldehyd über die Spaltöffnungen in ihren Blättern. Formaldehyd ist ein giftiges Gas, das beispielsweise bei der Herstellung von Kunststoffen, Holzspanplatten oder Farbstoffen Verwendung findet. Enzyme in den Blättern bauen die Schadstoffe direkt ab, um daraus Zellwandbestandteile, Zucker und Aminosäuren herzustellen. Alternativ werden die Stoffe in die Wurzeln befördert, wo sie Mikroorganismen als Nahrung dienen.

Bessere Luftqualität: Welche Pflanzen reduzieren Schadstoffe?

Nicht alle Pflanzen besitzen die notwendigen Enzyme, um schädliche Gase und Partikel aus der Luft zu filtern. Unsere Top 3 unter diesen Spezialisten sind: 

Bogenhanf

Bogenhanf für ein wohnliches Ambiente

Bogenhanf (besser bekannt als Schwiegermutterzunge) ist eine robuste Grünpflanze, die Schadstoffe aus der Luft aufnimmt. | Foto © Pixel-Shot, Adobe Stock

Bogenhanf (Sansevieria) oder Schwiegermutterzunge ist eine pflegeleichte Zimmerpflanze. Sie ist äußerst robust und bevorzugt es lieber etwas trockener als zu nass. Daher eignet sie sich gut für Vielbeschäftigte ohne grünen Daumen. Am Fenster mit ausreichend Licht, jedoch keiner direkten Sonneneinstrahlung, gedeiht die Pflanze am besten. 

Bogenhanf ist nicht nur optisch ein absoluter Blickfang. Die Grünpflanze ist zudem imstande, Formaldehyd, Stickstoffoxid, Benzol sowie Trichlorethylen aus der Raumluft zu filtern. Gleichzeitig steigert sie den Sauerstoffgehalt in der Luft.

Efeu

Einrichtungsidee: Efeu auf Holzhocker

Mit Efeu gegen Schimmel vorgehen – laut NASA filtert dieses Wunderwerk nicht nur Schadstoffe, sondern nimmt ebenfalls Schimmelsporen aus der Atemluft auf. | Foto © supAVADEE, Adobe Stock

Efeu oder auch Hedera helix ist eine immergrüne Kletterpflanze, die gern an Mauerwerk und Hauswänden emporrankt. Doch auch in Innenräumen ist diese Pflanze ein echter Hingucker. In Blumenampeln oder auf Bücherregalen ist das eindrucksvolle Blattwerk eine ästhetische Dekoration. 

Die Besonderheit dieser Grünpflanze ist ihre Eigenschaft, eine effektive Hilfe gegen Schimmelsporen zu sein. So filtern die Efeublätter laut NASA unter Laborbedingungen bis zu 94 Prozent der Schadstoffe aus der Umgebung. Zudem entziehe die Pflanze der Luft bis zu 80 Prozent aller Schimmelsporen innerhalb von zwölf Stunden. 

Efeu bevorzugt einen hellen Standort, jedoch kein direktes Sonnenlicht. Moderate Temperaturen und regelmäßige Pflege lassen ihn gedeihen. Wenn Kinder oder Tiere im Haushalt leben, sehen Sie von dieser Pflanze ab – Efeu ist giftig!

Grünlilie

Grünlilie in Keramiktopf als pflegeleichte Zimmerpflanze

Die Grünlilie zählt zu den pflegeleichtesten Pflanzen, die zudem Schadstoffe aus der Luft filtern. | Foto © sonne07, Adobe Stock

Die Grünlilie oder Chlorophytum comosum zählt zu den Liliengewächsen und gilt als besonders pflegeleicht. Sie ist genügsam, gedeiht an schattigen Plätzen in Ihrer Wohnung und benötigt nicht viel Pflege. Diese Pflanze eignet sich gut für Vielbeschäftigte, da sie sehr robust ist. Sie verträgt es auch, wenn Sie einmal vergessen, sie zu gießen. 

Zudem ist es der Grünlilie möglich, Benzol, Kohlenmonoxid und Formaldehyd aus der Luft zu filtern. Gleichzeitig reguliert sie die Luftfeuchtigkeit in Innenräumen.

Studie widerlegt nutzbringende Wirkung von Pflanzen als Luftfilter 

Eine Studie von Forschern der Drexel University des Bundesstaates Philadelphia zeigte 2019 jedoch, dass Zimmerpflanzen die Luftqualität in Innenräumen nicht signifikant beeinflussen. Zwar stellt das Forscherteam um Michael Waring die Ergebnisse der NASA nicht infrage, doch die daraus resultierende Interpretation für die Luftverbesserung in herkömmlichen Wohnräumen sei irreführend. Die von der NASA durchgeführte Studie fand unter Laborbedingungen in einem geschlossenen System statt. Dies ist in einem herkömmlichen häuslichen Umfeld so gar nicht der Normalfall, sondern entspricht lediglich einer experimentellen Situation. Die Ergebnisse sind daher nicht spiegelbildlich übertragbar.

Allein ein regelmäßiger Luftzug durch das Öffnen von Türen und Fenstern tauscht die mit Schadstoffen angereicherte Luft in hohem Maße durch Frischluft aus. Diese Werte überstiegen laut Waring die von Pflanzen gefilterte Luft um ein Vielfaches. Um vergleichbare Ergebnisse durch Grünpflanzen zu erhalten, wären um die 100 Pflanzen auf einem Quadratmeter Wohnfläche notwendig. Der Einfluss der Pflanzen nähme demnach nur einen minimalen Einfluss auf die Luftreinigung.

Zimmerpflanzen sind nicht nur Deko

Bei Grünpflanzen in Wohnzimmer und Home-Office schlagen wohl viele Herzen höher, wenn es um die Themen Wohnen und Wohnraumgestaltung geht. Pflanzen mit großen sowie vielen kleinen Blättern bieten sowohl einen hervorragenden visuellen Hingucker und Sichtschutz als auch einen akustischen Raumteiler.

Je größer das Blatt oder je mehr davon vorhanden, desto mehr Schall absorbieren die Blattoberflächen. Primär in lauten Büroräumen ermöglichen solche Pflanzen ein entspannteres Arbeiten. 

Gleichfalls hat unsere psychische Gesundheit einen Nutzen von der natürlichen Zimmerbepflanzung. Wie die Studie des Forscherteams um Julia Ayuso Sánchez 2018 belegt, können Pflanzen sowohl Stress lindern als auch den Blutdruck senken. Ebenfalls die Produktivität einzelner Studienteilnehmer und das generelle Wohlbefinden steigerten sich.

Verbessertes Raumklima und Abkühlung an heißen Tagen

Pflanzen bieten jedoch noch andere Vorteile. So nehmen sie Einfluss auf das gesamte Raumklima. In einer Dachgeschoss- oder schlecht isolierten Südwohnung quälen sich viele Menschen regelrecht an heißen Sommertagen aufgrund der aufgestauten Hitze. Ventilatoren verhelfen nur selten zu einer echten Linderung. Spezielle Sonnenschutzgläser und Klimaanlagen kommen nicht für jeden infrage und Wabenplissees passen nicht zwingend zu Ihrer Einrichtung. Abhilfe schafft hier eine natürliche Unterstützung des Raumklimas, die darüber hinaus das Ambiente aufwertet.

Als grüner Luftbefeuchter gibt die Zimmerbepflanzung im Sommer den Großteil des Gießwassers über ihre Blätter an die Luft ab. Das erhöht die Raumluftfeuchtigkeit und sorgt für etwas Kühlung an heißen Tagen. Auch hier gilt: je mehr Blätter (wie etwa bei der Birkenfeige) und je größer die Blätter (wie beim Fensterblatt), umso größer der Effekt.

Fazit: Sind Pflanzen eine Alternative zum Raumluftfilter? 

Primär in Pandemiezeiten, in denen sich vieles um Home-Office, Gesundheit und Nachhaltigkeit dreht, wäre dies ein verlockender Gedanke. Aber nein, eine Alternative zu einem Raumluftfilter bieten Zimmerpflanzen nicht. Fest steht: Manche Pflanzenarten sind wahre Multitalente. Und wir sprechen nicht von einer schmerzlindernden Wirkung oder der Möglichkeit, Textilien und umweltfreundliches Dämmmaterial aus Hanf herzustellen. 

Pflanzen mögen durchaus mehr sein als eine reine Zimmerdekoration. Sie filtern die Luft nicht so effektiv wie ein elektrischer Luftfilter, doch können sie das Wohlbefinden und den Wohnkomfort erhöhen. Das bietet positive Effekte für unsere psychische Gesundheit, Produktivität und die allgemeine Lebensqualität. Zudem ist es einigen Pflanzenarten möglich, Schadstoffe aus der Raumluft zu filtern. Diese Werte sind in Innenräumen so gering, dass sie keinen signifikanten Einfluss auf die Verbesserung der Raumluft aufweisen.

Katzenhaare, Pollen und Hausstaub – Allergiker haben in vielen Fällen ebenfalls keine große Wahl. Ein oder zwei zusätzliche Zimmerpflanzen ermöglichen Ihnen leider keinen pelzigen Mitbewohner. Zur Optimierung Ihrer Raumluft empfiehlt es sich somit, sich mit Wohnraumlüftung, Abluftanlagen oder professionellen Luftfiltern zu beschäftigen. Diese filtern nicht nur Schadstoffe effektiv aus der Atemluft, sondern auch Viren, Bakterien, Pollen, Staub und Tierhaare haben keine Chance. Das verbessert sowohl die Luft- als auch die Lebensqualität.

Mehr zum Thema bei Haus.co

Das Coronavirus und der Betrieb von Lüftungs- und Klimaanlagen

HEPA-Filter gegen Corona-Viren: Erste Lösungen für Büros

Deutsche Häuser heizen im Sommer mehrere Grad auf

Hitzefrei – 5 Alternativen zur Klimaanlage

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert