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Interview: Effizienz einer Wärmepumpe – Teil 1: Einflussfaktoren im Bestandsbau

Heizungsfinder: 2009 waren die Zahlen für Wärmepumpen in Deutschland erstmals rückläufig. Dies wird aktuell unterschiedlich interpretiert. Welche Erklärung hat die Branche für diese Entwicklung?

Bundesverband: Das Echo aus der Branche, welches wir im Bundesverband registriert haben, hängt zum einen eng mit der Weltwirtschaftskrise zusammen. 2009 haben sich Verbraucher über alle Wirtschaftszweige hinweg bei Investitionen zurückgehalten. Die Verunsicherung führte dazu, dass größere Anschaffungen zunächst verschoben wurden. Diese Entwicklung hat natürlich auch den Wärmepumpenmarkt getroffen.

Darstellung: Bundesverband Wärmepumpe

Begünstigt wurde die Zurückhaltung der Verbraucher durch die Gas- und Ölpreise, die infolge der weltweit geringeren Nachfrage günstiger wurden. Diese Tendenz wirkt sich im Zweifel immer negativ aus auf die Investitionsbereitschaft in erneuerbare Energien.

Zum anderen hatte 2009 die Förderkulisse für erneuerbare Energien einen Anteil daran, wie viel Wärmepumpen installiert wurden. Die Fördersätze für Photovoltaik waren 2009 auf einem hohen Niveau und es war bereits angekündigt, dass die Fördersätze stark abgesenkt werden würden. Dadurch hat die Branche trotz Krise Rekordzuwächse erzielt. Hier von einem Zusammenhang zu sprechen wäre vermessen. Jedoch ist die Überlegung eines Eigenheimbesitzers nachvollziehbar, aus wirtschaftlicher Sicht zunächst in das lukrativste System zu investieren.

Heizungsfinder: Welches Fazit ziehen Sie für 2010?

Bundesverband: Für das aktuelle Jahr treffen wir derzeit noch keine genaue Aussage. Die Prognose sieht jedoch so aus, dass 2010 der Wärmepumpenmarkt das Vorjahresniveau halten wird. Negativ hat sich in diesem Jahr der abrupte Förderstopp im Mai ausgewirkt und den Markt ein weiteres Mal verunsichert.

Heizungsfinder: Diese Verunsicherung wird derzeit noch befeuert durch eine Reihe von Medienberichten, die der Wärmepumpe pauschal eine schlechte Effizienz bescheinigen. Um an dieser Stelle Klarheit zu schaffen: welche Kriterien sind es konkret, die im privaten Gebäudebestand die Effizienz einer Wärmepumpe beeinflussen?

Bundesverband: Wie effizient eine Wärmepumpe arbeiten kann hängt davon ab, wie hoch der Temperaturunterschied zwischen der Wärmequelle und der Verbrauchsstelle ist. Das heißt, je weniger Energie für die Erwärmung von Brauchwasser und Heizungswasser benötigt wird, desto effzienter arbeitet die Wärmepumpe. Die Jahresarbeitszahl beschreibt dieses Verhältnis von Stromaufwand und Energie, die als Wärme verfügbar ist.

Berechnungsgrundlage der Jahresarbeitszahl – Darstellung: Hans Dürig AG

Für den Verbraucher, der ein Eigenheim besitzt und die Umrüstung auf eine Wärmepumpe erwägt, stellt sich die einfache Frage: Was kann getan werden, um diesen Temperaturunterschied so gering wie möglich zu halten? Hierbei rücken die Heizkörper, das persönliche Heizverhalten sowie der energetische Zustand des Hauses in den Blickpunkt.

Heizungsfinder: Fußbodenheizung – ja oder nein? Diese Frage beschäftigt viele Verbraucher. Was sind die konkreten Anforderungen?

Bundesverband: Benötigt wird zunächst ein Wärmeverteilsystem mit geringer Vorlauftemperatur. Das heißt, je niedriger die Vorlauftemperatur für die Heizkörper gehalten werden kann, um die persönliche Wohlfühltemperatur zu erzielen, desto effektiver ist die Wärmepumpe. Dabei sollte man die Temperatur möglichst kontinuierlich halten. Abschaltungen während einer kurzen Abwesenheit sind in der Regel nicht zu empfehlen, da beim raschen Aufheizen hohe Vorlauftemperaturen benötigt werden. Auch übermäßig hohe Temperaturen im Speicher können die Effizienz der Wärmepumpe negativ beeinflussen.

Von Vorteil sind Heizkörper mit einer großen Oberfläche. An dieser Stelle wird beständig das Argument angeführt, dass eine Fußbodenheizung notwendig ist. Diese Sichtweise stimmt so nicht und ist leider ein weit verbreitetes Vorurteil. Radiatoren, Wandheizungen und Flächenheizkörper sind in Bestandsbauten ebenso geeignet. Dabei sollte man für eine niedrige Vorlauftemperatur allerdings darauf achten, dass die Austauschfläche ausreichend groß ist. Die Fußbodenheizung ist also kein Ausschlusskriterium für die Wärmepumpe.

Heizungsfinder: Können Verbraucher das eigene Heizverhalten überhaupt richtig einschätzen?

Bundesverband: Wichtig ist, dass der beratende Fachbetrieb eine genaue Wärmebedarfsberechung durchführt. Dieser sollte die Heizsituation in jedem einzelnen Raum genau ermitteln und prüfen, was die einzelnen Heizkörper leisten und welche eventuell ausgetauscht werden sollten. Oft kann man durch den Austausch von einigen wenigen Heizkörpern die Effizienz des Heizsystems erheblich steigern.

Verbraucher sollten an dieser Stelle ehrlich zu sich selbst sein, um das persönliche Heizverhalten sehr genau einschätzen zu können. Wo liegt die eigene Wohlfühltemperatur im Winter? Bei 22°C oder 24°C? Auch Fragen, die zunächst sehr persönlicher Natur sind, müssen für die Wärmebedarfsberechnung bedacht werden. So spielt zum Beispiel auch die zukünftige Familienplanung und Nachwuchs eine Rolle – etwa für den Warmwasser-Verbrauch.

Thermografische Analyse eines Hauses
Darstellung: hagebau Handelsgesellschaft für Baustoffe mbH & Co. KG

Abschließend sollte ein Blick auf den energetischen Zustand des Hauses geworfen werden. Wann wurde zum letzen Mal das Dach, die Fenster und die Dämmung gemacht? Wenn zunächst kein zwingender Renovierungsbedarf besteht, aber für die Zukunft eine Reservierung geplant ist, kann es sich für den Hausbesitzer lohnen, den alten Heizkessel noch im Keller zu belassen. Dieser kann als Spitzenlast-Reserve die Wärmepumpe noch so lange unterstützen, bis das Haus nachträglich gedämmt wird. Dadurch spart man bei den Investitionskosten, da die Wärmepumpe auf den nach der Renovierung reduzierten Wärmebedarf ausgelegt ist und vermeidet auf längere Sicht eine Überdimensionierung.

Für die Erstausstattung mit einer Wärmepumpe sind die einfachsten und effektivsten Möglichkeiten also, den Wärmebedarf genau zu erfassen und das Wärmeverteilsystem darauf auszulegen. Mit einer genauen Berechnung kann vorab bereits viel erreicht werden, damit die Wärmepumpe effizient arbeiten kann. Viel kommt hierbei auf den beratenden Fachbetrieb und seine Erfahrung mit Wärmepumpen an. Das System stellt andere Anforderungen an die Planung als ein klassischer Heizkessel.

Heizungsfinder: Denn dieser ist nicht von einer externen Wärmequelle abhängig. An welchen „Geofaktoren“ können sich Verbraucher vorab orientieren, ob eine Wärmepumpe in ihrer Region geeignet ist?

Bundesverband: Generell kann man sagen, dass in jeder Region in Deutschland genug Umweltwärme vorhanden ist, um eine Wärmepumpe zu betreiben. Das zeigen allein schon Länder wie Schweden und die Schweiz, die zum Teil deutlich kältere Winter haben. Für die einzelnen Wärmequellen muss man jedoch differenzieren, wenn es um die aktuelle Diskussion der Effizienz geht.

Als Wärmequellen stehen zur Auswahl das Grundwasser, das Erdreich sowie die Umgebungsluft. Eine Wasser/Wasser-Wärmepumpe, die dem Grundwasser Wärme entzieht, stellt von den drei Systemen die höchsten Anforderungen. Qualität und Temperatur des Grundwassers müssen genau untersucht werden, um eine erste Aussage treffen zu können. Ebenso die Menge, die dem Untergrund entnommen werden kann. In Trinkwasserschutzgebieten ist eine Wasser/Wasser-Wärmepumpe generell nicht gestattet.

Heizungsfinder: Welche Fragen müssen bei Erd- und Luft-Wärmepumpen geklärt werden?

Interessiert sich ein Hausbesitzer für eine Sole-Wasser-Wärmepumpe, die dem Erdreich Wärme entzieht, wird die Wärme entweder in der Breite gewonnen mit Hilfe von Erdkollektoren oder in der Tiefe mit Hilfe von Erdsonden. Für Kollektoren muss braucht man ein Grundstück, das ca. 1,5 bis 2 Mal so groß ist wie die Wohnfläche, die beheizt werden soll, damit genug Umweltwärme gewonnen werden kann. Ist der Garten bereits angelegt stellt sich die Frage, ob dieser umgepflügt werden kann.

Sonden werden in der Regel bis zu 100 Meter tief im Boden versenkt, um Erdwärme nutzen zu können. Hausbesitzer sollten hier zunächst in Erfahrung bringen, ob das Bohrgerät auf das Grundstück gelangen kann. Im zweiten Schritt wird untersucht, welche Gesteinsschichten im Untergrund vorhanden sind. Dies ist wichtig, da jedes Gestein unterschiedliche Entzugsleistungen an Wärme bietet.

Bei einer Luft-Wasser-Wärmepumpe spielt als Geofaktor der so genannte Bivalenzpunkt die entscheidende Rolle. Dies ist eine bestimmte Außentemperatur, ab der die Wärmepumpe das Haus nicht mehr allein beheizen kann und eine Ergänzungsheizung sich einschaltet. Wichtig hierbei ist, an wie vielen Tagen im Jahr die Außentemperatur diesen Punkt unterschreitet.  Sinnvoll ist in der Regel, dass die Wärmepumpe auch bei bivalenten Systemen rund 95% des Wärmebedarfs abdeckt.

Bild: Fabian Bromann

Lesen Sie im zweiten Teil des Interviews, welche Herangehensweise bei der Wahl des Wärmepumpensystems zum Ziel führt und wie Sie einen qualifizierten Wärmepumpeninstallateur finden.

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